Karla wäre noch lieber Konrektorin – also stellvertretende Schulchefin. Sie achtet nämlich korrekt auf alle Äußerlichkeiten:

• Wurden Kommata mal wieder aus dem Salzfass über den Text gestreut?
• Sind alle Wörter richtig geschrieben? – Auch wenn wir es gerne hätten, so kommt Miesere leider nicht von mies und muss also Misere heißen. Ob jemand etwas mahlt oder malt – das bringt höchst unterschiedliche Ergebnisse und ein Globus ist kein Klobus.
• Werden Wörter korrekt und sinnvoll getrennt: Ur-instinkt oder Urin-stinkt, mancher Schüler hätte gerne Hau-sauf-gaben und Fun dort am Fund-ort.
• Stimmen Subjekt und Verb im Numerus überein oder haben/hat sich da wieder eine Menge umgangssprachlicher Schludrigkeiten eingeschlichen?
• Und wie ist das mit den Pluralformen? Hat da jemand etwa Praktikas gemacht oder zwei Cappuccinis bestellt?
• Passen denn auch die Präpositionen zum gewählten Satzglied und für den gewünschten Inhalt? Grammatik spielt nun einmal keine große Rolle zur Lesbarkeit, Texte kann man nicht mit Grafiken begleiten (höchstens mit Etüden), und all das macht keinen guten Eindruck über ihre Sprachkompetenz.

In Ihrer Freizeit spielt Karla gerne mittelalterliche Rollenspiele – und da ist sie natürlich der Orthograf.